Moor am Barkauer See wird Niederschlags-Puffer

Dreieinhalb Wochen hat ein großer Kettenbagger für die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein das Moor östlich vom Barkauer See umgebaut, jetzt ist der entscheidende Moment gekommen.


Der Bagger zerstört die Rohrleitung, die das Wasser des Baches „Middelburger Au“ bisher am Moor vorbei in den Barkauer See geleitet hat und das Wasser nimmt endlich wieder seinen Weg durch das Moor. Ziel dieser Baumaßnahmen ist es, den Wasserstand in dem Niedermoor rund um die „Middelburger Au“ wieder auf ein natürliches Niveau anzuheben.

Mit dem Umbau bringt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein das dringend benötigte Wasser zurück in das künstlich entwässerte Niedermoor. Damit werden CO2-Emissionen und die Sackung des Bodens gestoppt und es entsteht ein natürlicher Puffer für Starkregen-Ereignisse. Zugleich schafft die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein damit neue Lebensräume entlang des Bachlaufs und versorgt einen ökologisch wertvollen Bruchwald mit der notwendigen Feuchtigkeit.  

So wurde im Moor umgebaut

Zwischen Fassendorf und Ottendorf fließt die „Middelburger Au“ durch eine Niederung. In dieser hat sich ein Niedermoor gebildet, das ursprünglich vom langsam durchfließenden Wasser aus dem Bach nass gehalten wurde. Im Lauf der letzten Jahrhunderte wurde das Gebiet mit Gräben und Drainagen entwässert, zusätzlich führte eine Rohrleitung das meiste Wasser am Moor vorbei und direkt in den Barkauer See.

Damit das Wasser zukünftig wieder im Moor bleibt, hat ein Kettenbagger in den letzten Wochen Gräben angestaut, Drainagen gekappt, Schächte entfernt und Rohrleitungen verschlossen. Den größten Effekt hat dabei die Zerstörung der Rohrleitung, die das Wasser um das Moor herum führte sowie die Anlage eines neuen Bachbetts für die „Middelburger Au“, durch die das Wasser nun stattdessen fließt.

Die „Middelburger Au“ war in diesem Bereich künstlich begradigt und vertieft, was den Wasserabfluss zusätzlich beschleunigte. Südlich und nördlich des ökologisch wertollen Weiden-Bruchwaldes haben die Expert*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein dem Bach jetzt wieder einen sich schlängelnden Lauf gegraben. Die Rinne wurde dabei breiter und flacher gestaltet mit Böschungen, die Tieren und Pflanzen die Versorgung mit Wasser erleichtern. Das bedeutet, das ankommende Wasser braucht länger, um das Gebiet zu durchströmen und fließt näher an der Oberfläche.

An einer Stelle haben die Expert*innen der Stiftung Naturschutz im Bachbett Steine auf eine bestimmt Höhe aufgeschichtet. Diese sogenannte „Sohlschwelle“ reguliert zukünftig den Wasserstand in der gesamten Niederung. Projektleiter Gerrit Werhahn erklärt: „Das ankommende Wasser muss den von uns angelegten Stein-Stau überwinden und steigt so vor dem Hindernis bis auf das geplante, für das Niedermoor optimale Niveau. Damit ist unser Ziel, das Moor wieder nass zu bekommen, erreicht.“

Ein Gewinn für Natur, Mensch und Klima

Das Moor als Lebensraum

Das renaturierte, wasserreiche Moor ist gut für typische Pflanzen wie den Wiesenknöterich, die Sumpfdotterblume oder die Bachnelkenwurz. Es profitieren diverse Vogelarten, Amphibien wie der Moorfrosch und Insekten wie die Prachtlibelle. Sogar ein Fischotter lebt hier!

Die Uferböschung des neu angelegten Flussbetts bietet wechselfeuchte Verhältnisse und aus den verschlossenen Gräben werden kleine, längliche Tümpel, so dass sich dort wasserliebende Tiere und Pflanzen ansiedeln können. Im Osten des Gebiets hat sich ein ökologisch wertvoller Weidenbruchwald gebildet, der für seine Entwicklung ebenfalls an nasses Milieu braucht.

Das Moor als Puffer für Niederschläge
Aber das renaturierte Moor ist auch gut für den Menschen, denn es dient bei Starkregenereignissen als Puffer. Projektleiter Gerrit Werhahn erklärt: „Kommt viel Wasser auf einmal durch die Ottenbek und angeschlossene Gräben, saugt sich der Moorkörper voll wie ein Schwamm und gibt das Wasser langsam wieder ab. Diese Wasser-Rückhaltefunktion, auch Retention genannt, ist ein wichtiger Beitrag der Moore zur Klimafolgenanpassung. Denn heftige Niederschläge nehmen gerade bei uns im Norden immer mehr zu.“

Das Moor als CO2-Speicher

Mittlerweile weiß wahrscheinliche jede*r im Moor-Land Schleswig-Holstein: Nasse Moorböden speichern große Mengen Kohlenstoff, entwässerte Moore geben tonnenweise CO2 ab. So war das auch hier am Barkauer See. Durch die Wiedervernässung des Moores werden jedes Jahr rund 240 Tonnen CO2 eingespart, die bisher in die Atmosphäre abgegeben wurden. Fängt das vernässte Moor nach einiger Zeit sogar wieder das wachsen an, kann es sogar aktiv CO2 aus der Luft aufnehmen und im neu gebildeten Torf-Boden speichern.

Das Moor sackt nicht weiter
Ein weiterer positiver Effekt der Wiedervernässung des Moores ist, dass die Sackung des Bodens, die eine Folge der Entwässerung ist, aufgehalten wird. Da staunte selbst Projektleiter Gerrit Werhahn nicht schlecht, als er das Gelände für den Umbau neu vermessen hat: „Die letzte Höhenmessung stammt aus dem Jahr 2005 und wir haben das Moor jetzt für die Umbau-Planungen mit moderner GPS-Technik neu vermessen. Dabei kam heraus, dass der Boden in diesen 19 Jahren um 20 Zentimeter gesackt ist. Das passiert in jedem entwässerten Moor, ist hier am Barkauer See aber besonders deutlich.“